Voices from Basel: Letizia Elia über Chancen und Risiken für die Messe- und Kongressdestination.

Letizia Elia
Letizia Elia

Der Geschäftstourismus und das Kongresswesen waren während der Akutphase der Corona-Pandemie überproportional stark von  Stornierungen betroffen. Eine Destination wie Basel, bei der beides eine zentrale Rolle spielt, sah sich dementsprechend vor grosse Herausforderungen gestellt. Wir haben uns mit Letizia Elia, der neuen Direktorin von Basel Tourismus, darüber unterhalten, wie sich die Situation seither entwickelt hat.

Letizia Elia, Sie haben die Leitung Ihrer Organisation erst vor Kurzem übernommen. Was ist Ihr Eindruck, wie geht es dem Tourismus in Ihrer Stadt zurzeit?

Letizia Elia: Wir sind positiv überrascht worden von der aktuellen Entwicklung. Die Lage hat sich deutlich entspannt, ein Grossteil der Gäste ist nach Basel zurückgekehrt. Allerdings ist klar, dass wir noch nicht wieder auf dem Niveau des Rekordjahres 2019 angelangt sind.

Spüren Sie seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ein verändertes Anfrageverhalten im Bereich Geschäftstourismus und Kongresswesen? 

Letizia Elia: Im Kongresswesen waren wir für längere Zeit mit einem totalen Stillstand konfrontiert. Jetzt erleben wir allerdings das Gegenteil, es gibt einen enormen Nachholbedarf, der gar zu einer Ballung entsprechender Veranstaltungen führt. Ebenfalls stellen wir fest, dass die Anfragen kurzfristiger als zuvor bei uns eintreffen. Doch das nehmen wir gerne in Kauf, denn wir werten die aktuelle Entwicklung als wichtiges Signal dafür, dass Live-Events und persönliche Zusammenkünfte nur bedingt durch Online-Meetings ersetzt werden können. Bei den Geschäftsreisen sieht es hingegen etwas anders aus, dort stellen wir fest, dass auf kürzere Reisen nach wie vor verzichtet wird – und das wird wahrscheinlich auch in Zukunft so bleiben. Wir glauben aber, dass es dafür vermehrt längere Trips geben wird, die zur Erholung der Übernachtungszahlen beitragen werden.

Was denken Sie, wird es möglich sein, auf das Niveau von 2019 zurückzukehren und wenn ja, wann?

Letizia Elia: Da verlangen Sie etwas viel von mir, denn hellsehen kann ich leider nicht (lacht). Ich antworte deswegen mit Vorbehalt: Für die Jahre 2022 und 2023 sehe ich das noch nicht, doch vielleicht für 2024? Aber das ist Zukunftsmusik, bis dahin fliesst noch viel Wasser den Rhein hinunter.

Was tun Sie als Tourismusorganisation dafür, um dieses Ziel zu erreichen? 

Letizia Elia: Basel hat als Kongressdestination wirklich viel zu bieten, man denke da an die Infrastruktur mit dem Congress Center und der Messe, aber auch an die Angebote der Hotellerie. Zudem ist die Stadt ein wichtiger Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. Diesen guten Voraussetzungen wollen wir gerecht werden. Deshalb haben wir uns vor Kurzem dazu entschieden, unser MICE-Team personell zu verstärken. Denn in diesem Geschäftsfeld sind persönliche Kontakte und ein gutes Netzwerk ausserordentlich wichtig

Wie muss sich die Destination weiterentwickeln, um für den Geschäftstourismus und das Kongresswesen attraktiv zu bleiben? 

Letizia Elia: Wir haben – wie viele unserer Mitbewerber übrigens auch – noch Luft nach oben beim Thema Nachhaltigkeit. Gerade im MICE-Bereich werden umweltfreundliche Angebote sehr stark nachgefragt. Basel ist diesbezüglich zwar schon recht gut aufgestellt, kommuniziert das aber meines Erachtens noch zu zurückhaltend.

Wenn Sie Ihre Stadt jemandem beschreiben müssten, der noch nie dort war, was würden Sie sagen? 

Letizia Elia: Das Wort, das mir dazu einfällt, ist kontrastreich. Das sieht man schon an der Art der Bauten, verfügt Basel doch auf der einen Seite über eine wunderschöne Altstadt mit viel Geschichte, glänzt aber auch mit einem beeindruckenden Potpourri an moderner Architektur. Zudem ist unsere Stadt sehr innovativ, ich denke da an die Errungenschaften in der Wissenschaft und Forschung, aber auch im Kunstbereich. Und dennoch ist sie stark auf ihre Tradition bedacht, das zeigt sich zum Beispiel an der Fasnacht. Obendrein ist Basel dank seiner Lage im Dreiländereck schweizerisch und international zugleich.