Voices from Basel: Nino Weinstock über die Art Basel und ihre Bedeutung für die Stadt.

Es gibt wohl kaum einen renommierteren Brand in der internationalen Kunstwelt als die Art Basel. Das sorgt nicht nur dafür, dass Galeristen, Sammler und Journalisten in normalen Jahren in Scharen nach Basel pilgern, um die hier ausgestellten Werke zu bewundern. Sondern hat auch dazu beigetragen, den Bekanntheitsgrad der Stadt am Rhein in aller Welt zu erhöhen. Doch wie hat sich die Messe im Laufe der Jahre entwickelt und was haben wir von der ersten Ausgabe nach der coronabedingten Absage im 2020 zu erwarten? Darüber haben wir uns mit Nino Weinstock, einem begeisterten Besucher der ersten Stunde, unterhalten.

Nino Weinstock
Nino Weinstock
©BAZ Online

Herr Weinstock, die Art Basel gibt es tatsächlich bereits seit dem Jahr 1970. Sind Sie von der ersten Ausgabe an mit dabei gewesen?

Leider nein. Damals konnte ich mir das Ticket noch nicht leisten. Aber vom zweiten Jahr an war dieser Termin fix in meinem Kalender eingetragen. Seither habe ich keine Art Basel mehr ausgelassen – ich habe also insgesamt 48 Ausgaben miterlebt. Und das sehr intensiv: Ich bin jeden Tag vor Ort. Dabei betrete ich die Messehallen jeweils um 11 Uhr morgens und verlasse sie erst wieder kurz vor der Schliessung.

Wie hat sich die Art Basel über die Jahre verändert?

Am augenscheinlichsten sind wohl die Dimensionen: Während die Art Basel bei der ersten Ausgabe 90 Aussteller zählte, sind es heutzutage rund 300. Auch örtlich hat man sich verschoben, von einer kleineren Nebenhalle in die Hallen 1 und 2 der Messe Basel. Über die Jahre hat es auch immer mal wieder programmatische Wechsel gegeben, so gab es eine Zeitlang eine Grafik-Sektion, die mittlerweile nicht mehr existiert. Und es kam Neues hinzu, wie zum Beispiel die Unlimited. Aber das Wesentliche ist gleichgeblieben, es ist immer noch ein Ort, wo Kunstbegeisterte auf Gleichgesinnte treffen und ihr Netzwerk pflegen können. Und natürlich darf man auch das Geschäftliche nicht vergessen, denn für die Galeristen ist die Art Basel eine ihrer wichtigsten Verkaufsplattformen.

Sie waren zeitweise auch als offizieller Guide für die Art Basel tätig. Wie und wo geben Sie Ihr enormes Wissen rund um die Kunst und die berühmte Messe heutzutage weiter?

Man könne sagen, ich bin berüchtigt (schmunzelt). In der Regel werde ich nämlich aktiv angefragt, ob ich eine Gruppe begleiten kann, sei es im Rahmen der Art Basel oder beim Besuch in einem der Museen in der Stadt, in denen das inoffiziellen Guides erlaubt ist. Manchmal werde ich aber auch selbst aktiv: So organisiere ich zusammen mit meiner Frau Elisabeth regelmässig Kunstreisen nach New York. Dabei sind wundervolle Freundschaften zu Galeristen und sonstigen Mitgliedern der Kunstszene entstanden. Ich freue mich sehr darauf, wenn es dereinst wieder möglich sein wird, sie alle zu besuchen.

Was dürfen wir Ihrer Meinung nach von der ersten Art Basel nach der Corona-Pause erwarten?

Ich bin selbst gespannt darauf, vor allem, was die Besucherzahlen von Ausstellern und Gästen aus Übersee anbelangt! Aber ich hoffe natürlich, dass es möglichst vielen möglich sein wird, in diesem Jahr nach Basel zu reisen. Was das Inhaltliche anbelangt, gehe ich davon aus, dass wir vielen Künstlern begegnen werden, denen international bekannte Museen kürzlich grosse Ausstellungen gewidmet haben. Ein Kandidat dafür ist sicherlich Jasper Johns, dessen Werke ab dem 29. September 2021 im Rahmen einer umfassenden Retrospektive im Museum of Modern Art zu sehen sein werden.