Voices from Basel: Jonas Scharf über das Comeback der Live Events.

Der Leiter der MCH Venues geht davon aus, dass die Eventbranche bereits im zweiten Halbjahr 2021 wieder erste grosse Veranstaltungen durchführen kann. Wie er zu dieser Einschätzung kommt, hat er uns in einem kurzen Gespräch verraten.

Messe Basel Jonas Scharf Voices

Jonas Scharf, trotz zahlreicher Anstrengungen gestaltet sich das Comeback der Live-Events mühsamer als erwartet. Was veranlasst Sie unter diesen Gesichtspunkten zu einer derart positiven Prognose?

Meine Einschätzung bezieht sich auf den Fall, das alles nach Plan läuft. Damit meine ich das Voranschreiten der Impfkampagne, deren Auswirkungen auf die Inzidenzwerte und die politischen Reaktionen darauf. Das alles hat nicht nur einen Einfluss auf gesetzliche Bestimmungen, sondern auch auf das Vertrauen der Leute. Ausserdem spüren wir als Infrastrukturanbieter eine grosse Zurückhaltung seitens der Organisatoren, ihre Events abzusagen. Man hat das bereits einmal gemacht und dabei festgestellt, dass virtuelle Kanäle zwar einiges auffangen können, aber eben doch nicht alles. Dabei geht es – nebst den unmittelbaren finanziellen Einbussen – um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Nur wer sich regelmässig mit seiner Community austauschen kann, wird dieser im Gedächtnis bleiben. Und wo gelingt das besser als bei einem Zusammentreffen im richtigen Leben?

Was unternimmt die MCH Group, um ihren Kundinnen und Kunden die Rückkehr zu erleichtern?

Flexibilität ist das Gebot der Stunde bei uns. Momentan planen wir jeden Event in Szenarien. Sowohl bei Kundenanlässen als auch bei unseren eigenen Veranstaltungen und Messen gehen wir zuerst vom Optimum aus, also von der tatsächlichen Durchführung. Wir haben aber für alle davon einen Plan B und teils sogar einen Plan C ausgearbeitet, mit deren Hilfe wir das ursprüngliche Vorhaben rasch redimensionieren können. Zudem ist es uns wichtig, mit den Veranstaltern in Kontakt zu bleiben, ihre Terminanfragen rasch zu bearbeiten und uns für die Branche als Ganzes zu engagieren. Letzteres tun wir als Mitglied der Branchenverbände, die sich auf politischer Ebene einbringen. Ein wichtiges Thema ist beispielsweise der Schutzschirm für Veranstalter, der zurzeit im Parlament diskutiert wird.

Die Tourismusdestination Basel ist geprägt durch den Geschäftstourismus und deshalb besonders stark getroffen von der Pandemie. Was denken Sie, wie schnell wird sich die Stadt erholen?

Wir müssen realistisch bleiben, COVID 19 hat den Tourismus auf der ganzen Welt empfindlich getroffen. Eine Erholung über Nacht ist daher nicht zu erwarten. Im internationalen Vergleich rechne ich Basel aber gute Chancen aus. Wir verfügen mit unserem Life Science-Cluster der auch in Deutschland und Frankreich zahlreiche Firmen und Institutionen umfasst und das Rheintal zum «Biovalley» macht, über einen äusserst attraktiven Industriestandort. Die gute Erreichbarkeit und die Rolle als «Tor zur Schweiz» macht Basel geschäftstouristisch zu einem sehr effizienten Tagungsort für in- und ausländische Gäste. Zudem ist Basel eine Destination mit Überraschungseffekt: Obwohl viele Leute aus geschäftlichen Gründen zum ersten Mal nach Basel reisen, kommen sie oftmals wieder, weil sie begeistert sind von der Stadt. Und das spricht sich rum!